Absatz 1 | Absatz 1 | |
Die '''Mikroelektronik''' war eines ''der'' Schlagwörter und eines der Hauptentwicklungsgebiete der [[Industrie]] der DDR in den 80er Jahren. Mittels gewaltiger Investitionsvorhaben sollte in der DDR eine "weltmarktfähige" Mikroelektronikindustrie aufgebaut werden. Davon versprach sich die [[SED]]-Führung einerseits Modernisierungseffekte für die gesamte Industrie samt enormer Produktivitätssteigerungen, andererseits sollten Exporte von ICs, Prozessoren und RAM-Bausteinen dringend benötigte [[Devisen]] ins Land bringen. | Die '''Mikroelektronik''' war eines ''der'' Schlagwörter und eines der Hauptentwicklungsgebiete der [[Industrie]] der DDR in den 80er Jahren. Mittels gewaltiger Investitionsvorhaben sollte in der DDR eine "weltmarktfähige" Mikroelektronikindustrie aufgebaut werden. Davon versprach sich die [[SED]]-Führung einerseits Modernisierungseffekte für die gesamte Industrie samt enormer Produktivitätssteigerungen durch "[[Schlüsseltechnologien]]", andererseits sollten Exporte von ICs, Prozessoren und RAM-Bausteinen dringend benötigte [[Devisen]] ins Land bringen. | |
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Allein in den Jahren nach dem [[XI. Parteitag der SED]], von [[1986]]/[[1987|87]] bis [[1989]], wurden mindestens 3 Milliarden DM in westliche Produktionsanlagen investiert. Das Geld wurde zum größten Teil vom Bereich [[Kommerzielle Koordinierung]] zur Verfügung gestellt (über die [[KoKo-Hauptabteilung II|HA II]], siehe dort). Wiederum etwa die Hälfte davon wurde für nach [[BRD]]-Recht illegale Importe verwendet. Diese Anlagen wurden unter Bruch des [[CoCom-Liste|CoCom]]-[[Embargo|Embargos]] in die DDR geliefert (siehe [[Embargogeschäfte]]). | Da der Import von auf dem [[NSW]]-Markt meist günstig zu erwerbenden äquivalent leistungsstarken Bauteilen in Ostblockstaaten legal nicht möglich war und außer der Sowjetunion kein [[RGW]]-Staat über taugliche Eigenentwicklungen verfügte. | |
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Die massiven Investitionen in die Mikroelektronik waren zumindest zum Teil dadurch nötig geworden, weil die DDR gegen Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre den internationalen Aufschwung der Mikroelektronik "verschlafen" hatte. [[Alexander Schalck-Golodkowski]] hatte z.B. in seiner [[Doktorarbeit Schalck|Doktorarbeit]] [[1970]] schon darauf hingewiesen, dass entsprechende Industrieentwicklungen voranzutreiben seien. Die damals gängige Formulierung lautete noch "Automatisierung". | Die massiven Investitionen in die Mikroelektronik waren zumindest zum Teil dadurch nötig geworden, weil die DDR gegen Ende der 1960er/Anfang der 1970er Jahre den internationalen Aufschwung der Mikroelektronik "verschlafen" hatte. [[Alexander Schalck-Golodkowski]] hatte z.B. in seiner [[Doktorarbeit Schalck|Doktorarbeit]] [[1970]] schon darauf hingewiesen, dass entsprechende Industrieentwicklungen voranzutreiben seien. Die damals gängige Formulierung lautete noch "Automatisierung". | |
Absatz 5 | Absatz 5 | |
Einen Tiefpunkt in der Entwicklung der DDR-eigenen Forschung markierte [[1974]] die Absetzung des fähigen Professors [[Werner Hartmann]] als Leiter der [[Arbeitsstelle für Molekularelektronik Dresden]] (AMD). Dieses Institut hatte auf seinem Gebiet Spitzenforschung betrieben und mit seinerzeit ca. 1000 qualifizierten Mitarbeitern vermutlich genügend Potenzial, den Anschluss an die vielbeschworene "Weltspitze" zu halten. | Einen Tiefpunkt in der Entwicklung der DDR-eigenen Forschung markierte [[1974]] die Absetzung des fähigen Professors [[Werner Hartmann]] als Leiter der [[Arbeitsstelle für Molekularelektronik Dresden]] (AMD). Dieses Institut hatte auf seinem Gebiet Spitzenforschung betrieben und mit seinerzeit ca. 1.000 qualifizierten Mitarbeitern vermutlich genügend Potenzial, den Anschluss an die vielbeschworene "Weltspitze" zu halten. | |
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Ab etwa [[1977]] wurde dann die Entwicklung der Mikroelektronik-Industrie forciert, nun allerdings mit dem Schwerpunkt auf Westimporten oder Nachbauten anstelle von Eigenentwicklungen. Allerdings wäre letzteres aufgrund der begrenzten finanziellen und wissenschaftlichen Kapazitäten der DDR völlig utopisch gewesen, die hierbei gegen Weltkonzerne wie Siemens, IBM oder Intel konkurriert hätte. Derartiges häte sich höchstens mit einer perfekten Kooperation innerhalb der RGW-Staaten realisieren lassen, dazu ist jedoch nicht mal ansatzweise gekommen. | Ab etwa [[1977]] wurde dann die Entwicklung der Mikroelektronik-Industrie forciert, nun allerdings mit dem Schwerpunkt auf Westimporte oder Nachbauten anstelle von Eigenentwicklungen. Allerdings wäre letzteres aufgrund der begrenzten finanziellen und wissenschaftlichen Kapazitäten der DDR völlig utopisch gewesen, die hierbei gegen Weltkonzerne wie Siemens, IBM oder Intel konkurriert hätte. Derartiges hätte sich höchstens im Rahmen einer engen Kooperation innerhalb der RGW-Staaten realisieren lassen, dazu ist jedoch nicht einmal ansatzweise gekommen. | |
Absatz 10 | Absatz 10 | |
Deshalb war es nur logisch, dass die DDR-Mikroelektronik trotz massivster Investitionen immer einen Schritt zu spät kam. Klassische Beispiele waren in den 80er Jahren die 256k- und 1Mbit-Speicherschaltkreise. Der berühmte "Megabit-Chip" war zum Zeitpunkt der feierlichen Übergabe des ersten Produktionsmusters an [[Erich Honecker]] [[1988]] schon absehbar veraltet, und der tatsächliche Start der Serienproduktion war nicht in Sicht, da der Hersteller mit Qualitätsmängeln und Zulieferproblemen zu kämpfen hatte. | Deshalb war es logisch, dass die DDR-Mikroelektronik trotz massiver Investitionen immer einen Schritt zu spät kam. Klassische Beispiele waren in den 1980er Jahren die 256k- und 1Mbit-Speicherschaltkreise. Der berühmte "Megabit-Chip" war zum Zeitpunkt der feierlichen Übergabe des ersten Produktionsmusters an [[Erich Honecker]] [[1988]] schon absehbar veraltet, und der tatsächliche Start der Serienproduktion war nicht in Sicht, da der Hersteller mit Qualitätsmängeln und Zulieferproblemen zu kämpfen hatte. |
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