Absatz 1 | Absatz 1 | |
'''Inoffizielle Mitarbeiter''' (abgekürzt '''IM''') des [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministeriums für Staatssicherheit]] waren Stasi-Mitarbeiter ohne Dienstverhältnis mit dem [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] und meist auch ohne reguläre Besoldung (Ausnahme: [[HIM des MfS|HIM]]). Diese im Rückblick oft stark vereinfachend "Spitzel" genannten Mitarbeiter bildeten die "Hauptwaffe" des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] zur "Durchdringung" der Gesellschaft; ihre Zahl betrug [[1989]] vermutlich 170.000 bis 180.000 und war somit doppelt so hoch wie die der [[Hauptamtliche Mitarbeiter des MfS|hauptamtlichen Mitarbeiter]]. | '''Inoffizielle Mitarbeiter''' (abgekürzt '''IM''') des [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministeriums für Staatssicherheit]] waren Stasi-Mitarbeiter ohne Dienstverhältnis mit dem [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] und meist auch ohne reguläre Besoldung (mit Ausnahme der [[HIM]], die allerdings trotz der Bezeichnung zu den [[Hauptamtliche Mitarbeiter des MfS|Hauptamtlichen]] zählten). | |
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Aufgabe der '''IM''' war in erster Linie das Sammeln von Informationen - über einzelne Personen und Personengruppen, über die gesellschaftliche Stimmung allgemein und in besonderen Situationen, über Verhältnisse am Arbeitsplatz, in Familien oder Vereinen, sowie über "sicherheitsrelevante" Fakten aller Art. Die überzogene Definition der dem [[Ministerium für Staatssicherheit]] als Hauptaufgabe übertragenen [[Abwehr]] "gegnerischer Tätigkeit" führte im Laufe der Zeit zu einem allumfassenden Sicherheits- und Informationsbedürfnis der [[SED]]- und [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Spitze und damit zum Einsatz von '''IM''' in praktisch allen Bereichen des (gesellschaftlichen) Lebens. | Aufgabe der '''IM''' war in erster Linie das Sammeln von Informationen - über einzelne Personen und Personengruppen, über die gesellschaftliche Stimmung allgemein und in besonderen Situationen, über Verhältnisse am Arbeitsplatz, in Familien oder Vereinen, sowie über "sicherheitsrelevante" Fakten aller Art. Die überzogene Definition der dem [[Ministerium für Staatssicherheit]] als Hauptaufgabe übertragenen [[Abwehr]] "gegnerischer Tätigkeit" führte im Laufe der Zeit zu einem allumfassenden Sicherheits- und Informationsbedürfnis der [[SED]]- und [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Spitze "Wer ist wer?" und damit zum Einsatz von '''IM''' in praktisch allen Bereichen des (gesellschaftlichen) Lebens. | |
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In der bis [[1989]] gültigen '''''Richtlinie 1/79''''' des [[Minister für Staatssicherheit|Ministers für Staatssicherheit]], [[Erich Mielke]], wurde die Arbeit mit '''IM''' geregelt, dabei wurden folgende [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-interne Kategorien festgelegt: | In der vom 8. Dezember 1979 stammenden und vom 1.1.1980 bis [[1989]] gültigen '''''Richtlinie 1/79''''' des [[Minister für Staatssicherheit|Ministers für Staatssicherheit]], [[Erich Mielke]], wurde die Arbeit mit '''IM''' geregelt, dabei wurden folgende [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-interne Kategorien festgelegt: | |
Absatz 11 | Absatz 11 | |
IMK arbeiteten in der Regel zwar nicht ''aktiv'' für das [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]], waren jedoch für die Tätigkeit der Staatssicherheit sehr wichtig: '''''IMK/KW''''' stellten Räume zur Verfügung (''Konspirative Wohnungen'' z.B. für Treffs von [[Führungsoffizier|Führungsoffizieren]] mit '''IM'''), '''''IMK/DA''''' empfingen als ''Deckadresse'' Post für das [[Ministerium für Staatssicherheit]], und '''''IMK/DT''''' ließen die Benutzung ihres Telefonanschlusses für konspirative Vorgänge zu (''Decktelefon'') - eine angesichts des Mangels an Anschlusskapazitäten nicht belanglose Tatsache. | IMK arbeiteten zwar i.d.R. ''nicht aktiv'' für das [[MfS]], waren jedoch für dessen Tätigkeit sehr wichtig: | |
Absatz 13 | Absatz 13 | |
Neben den genannten Kategorien gab es noch eine - mit etwa 33.000 Personen recht große - Gruppe von '''IM''', die sich aber von den übrigen in wesentlichen Punkten unterschied: die ''Gesellschaftlichen Mitarbeiter (für) Sicherheit'', kurz '''GMS'''. Die '''GMS''' hatten ebenfalls Informationen zu sammeln, konnten bzw. sollten aber "progressiv" und "parteilich" auftreten, mussten also ihre Staatstreue nicht verleugnen wie etwa die in oppositionellen Gruppen eingeschleusten IMB. Dennoch sollte der Kontakt zum [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] vertraulich behandelt werden, was allerdings nicht immer gelang. Der populärste DDR-Bürger, dessen '''GMS'''-Tätigkeit später bekannt wurde, dürfte sicherlich [[Sigmund Jähn]] gewesen sein, der als '''GMS''' "Falke" ab [[1980]] im Rahmen des gleichnamigen "Sicherungsvorgangs" auch im Sinne des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] tätig war. | Es gab noch eine weitere (und mit ca. 33.000 Personen recht große) Gruppe von '''IM''', die sich von den genannten in einigen Punkten unterschied - die | |
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---- | *'''''FIM''''': Führungs-IM. | |
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Mit bzw. in der Verpflichtungserklärung wurde im Regelfall ein Deckname vereinbart und dokumentiert. Berichte oder Abschriften von Tonbandprotokollen über Treffs mit dem [[Führungsoffizier]] unterzeichnete der '''IM''' fortan mit diesem Decknamen. Innerhalb des [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]], d.h. aus späterer Sicht in dessen Akten, wurde der '''IM''' stets nur mit seinem Decknamen erwähnt. Dies war ein Ausdruck der auch Stasi-intern herrschenden Konspiration und erschwert die rückwirkende Zuordnung von Treffberichten zu einer konkreten Person. Ein '''IM''' konnte im Laufe seiner "Karriere" mehrere Decknamen tragen, [[Wolfgang Schnur]] etwa erbat sich nach seinem Jura-Diplom und zur Bestätigung seiner nunmehr gestiegenen Bedeutung einen (fiktiven) Doktortitel - aus "IM Torsten" wurde "IM 'Dr. Schirmer'". Deckname und "Klarname" ließen sich mit letzter Gewissheit nur zuordnen, wenn die entsprechenden Karteikarten (F16 ''und'' F22) der [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]]-Personenkartei eingesehen wurden. | ||
Im Nachhinein erklärten viele als '''IM''' "enttarnte" Personen, vom [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] zur Unterschrift genötigt worden zu sein, was für den konkreten Vorgang des Unterschreibens vielleicht sogar zutraf. Die zur "Gewinnung" von '''IM''' eingesetzten psychologischen Methoden waren jedoch ausgefeilt, so dass - eventuell mit Ausnahme mancher '''IM''' der [[Hauptabteilung I]] - direkte Erpressung insgesamt sehr selten vorkam. Oft lieferten schon die Kandidaten während des IM-Vorlaufes Informationen an ihren [[Führungsoffizier]], und nach Einschätzung von mit der Aufarbeitung der Stasi-Problematik befassten Historikern haben die weitaus meisten '''IM''' auf der Basis "politischer Überzeugung" ihre Dienste geleistet. Mögliche finanzielle Vorteile spielten (außer bei den West-'''IM''' der [[Hauptverwaltung Aufklärung]]) meist eine untergeordnete Rolle, da die dazu verfügbaren Gelder trotz der Finanzkraft der Staatssicherheit für eine regelmäßige nennenswerte Entlohnung der ca. 175.000 '''IM''' kaum gereicht hätten. Somit blieb es für das Gros der '''IM''' bei symbolischen Geschenken, Belobigungen und konspirativ überreichten Auszeichnungen. | Im Nachhinein erklärten viele als '''IM''' "enttarnte" Personen, vom [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] zur Unterschrift genötigt worden zu sein, was für den konkreten Vorgang des Unterschreibens vielleicht sogar zutraf. Die zur "Gewinnung" von '''IM''' eingesetzten psychologischen Methoden waren jedoch ausgefeilt, so dass - eventuell mit Ausnahme mancher '''IM''' der [[Hauptabteilung I]] - direkte Erpressung insgesamt sehr selten vorkam. Oft lieferten schon die Kandidaten während des IM-Vorlaufes Informationen an ihren [[Führungsoffizier]], und nach Einschätzung von mit der Aufarbeitung der Stasi-Problematik befassten Historikern haben die weitaus meisten '''IM''' auf der Basis "politischer Überzeugung" ihre Dienste geleistet. Mögliche finanzielle Vorteile spielten (außer bei den West-'''IM''' der [[Hauptverwaltung Aufklärung]]) meist eine untergeordnete Rolle, da die dazu verfügbaren Gelder trotz der Finanzkraft der Staatssicherheit für eine regelmäßige nennenswerte Entlohnung der ca. 175.000 '''IM''' kaum gereicht hätten. Somit blieb es für das Gros der '''IM''' bei symbolischen Geschenken, Belobigungen und konspirativ überreichten Auszeichnungen. |
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