Die Vokabel Wende unterlag im deutschen Sprachraum innerhalb weniger Jahre einen erheblichen Bedeutungswandel: Ursprünglich ein Begriff der Segler (die Segelrichtung ändern) wird der Begriff Wende im Zusammenhang mit der DDR benutzt, um eine bestimmte Zeitspanne zu kennzeichnen. Die Begrenzung dieser Zeitspanne ist schwierig: Der Redner, der den Begriff Wende benutzt, will diese zeitliche Unschärfe durch die Nutzung dieser Vokabel zum Ausdruck bringen.
Korrekt kann die Wende für den Zeitraum September 1989 bis 03. Oktober 1990 (Deutsche Einheit) genutzt werden.
In der jüngeren politischen Geschichte sprach der Bundeskanzler Helmut Kohl zu Beginn seiner Regierungszeit von einer "geistig-moralischen Wende".
Egon Krenz benutzte in seiner Rede als neuer Generalsekretär der SED auf der 9. Tagung des ZK der SED am 18. Oktober 1989 die Vokabel Wende erstmals. Laut Neues Deutschland vom 19. Oktober 1989 sagte er u.a.
Fest steht, wir haben in den vergangenen Monaten die gesellschaftliche Entwicklung
in unserem Lande in ihrem Wesen nicht real genug eingeschätzt und nicht rechtzeitig
die richtigen Schlußfolgerungen gezogen. Mit der heutigen Tagung werden wir
eine Wende einleiten, werden wir vor allem die politische und ideologische Offensive
wieder erlangen.
Auch in einem Fernsehinterview des DDR-Fernsehens nutzte er die Formulierung "... werden wir eine Wende einleiten ..."
Während Egon Krenz mit dieser Formulierung die Anpassung der Politik der SED an die neue Situation -ohne grundsätzliche Änderungen am Machtsystem der DDR- meinte, verselbstständigte sich die Vokabel Wende schnell: Noch während der Wendezeit wurde die Vokabel Wende von allen politischen Gruppen in der DDR (und in der BRD) synonym genutzt.
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