Die Volkskammer war das Parlament der DDR, nach der Verfassung das oberste Machtorgan der DDR, Die Wahlperiode betrug vier Jahre. Die Kandidaten für die der 500 Volkskammersitze wurden in einer so genannten "Einheitsliste der Nationalen Front" auf Vorschlag der darin zusammengefassten Parteien und Massenorganisationen, für die meist über 99 % der Stimmen abgegeben wurden (!), aufgestellt - nur in Berlin, der Hauptstadt der DDR, lagen sowohl Wahlbeteiligung, wie auch Zustimmung zur Einheitsliste der Nationalen Front deutlich unter dem DDR-Durchschnitt, nämlich meist nur bei 95 %.
Die von den Massenorganisationen vorgeschlagenen Kandidaten waren meist auch Mitglieder der SED und vertraten deren Politik.
Die Anzahl der Sitze war unabhängig von den Wahlen festgelegt und richtete sich auch nach der Mitgliederstärke. Neben der SED und den Blockparteien hatten auch einige Massenorganisationen Sitze inne. Beispielhaft die Zusammensetzung der Volkskammer in der 9.Wahlperiode (ab 8. Juni 1986):
| Anzahl | Prozent |
Abgeordnete insgesamt | 500 | 100 |
Nach dem Mandat |
SED | 127 | 25,4 |
DBD | 52 | 10,4 |
CDU | 52 | 10,4 |
LDPD | 52 | 10,4 |
NDPD | 52 | 10,4 |
FDGB | 61 | 12,2 |
Demokratischer Frauenbund Deutschlands | 32 | 6,4 |
FDJ | 37 | 7,4 |
Kulturbund | 21 | 4,2 |
VdgB | 14 | 2,8 |
Nach dem Geschlecht |
Männer | 339 | 67,8 |
Frauen | 161 | 32,2 |
Nach Altersgruppen |
18 bis unter 25 Jahre | 26 | 5,2 |
25 bis unter 31 Jahre | 34 | 6,8 |
31 bis unter 41 Jahre | 60 | 12,0 |
41 bis unter 51 Jahre | 118 | 23,6 |
51 bis unter 61 Jahre | 181 | 36,2 |
61 Jahre und älter | 81 | 16,2 |
Nach dem erlernten Beruf bzw. der ersten Erwerbstätigkeit |
Arbeiter | 271 | 54,2 |
Bauern (also Mitglieder von LPG, Einzelbauern, Gärtner, Fischer) | 31 | 6,2 |
Angestellte | 69 | 13,8 |
Angehörige der Intelligenz | 126 | 25,2 |
Sonstige Abgeordnete | 3 | 0,6 |
Nach der Qualifikation 1) darunter: |
Hochschulabschluss | 285 | 57,0 |
Fachschulabschluss | 79 | 15,8 |
1) Jeweils höchste Qualifikationsstufe.
Quelle: Statistisches Jahrbuch 1987
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