Der VEB Philatelie Wermsdorf handelte national und international mit Briefmarken, Ganzsachen und ähnlichen Sammelobjekten. Als ein Betrieb des Bereichs Kommerzielle Koordinierung (KoKo) trug er zur Devisenbeschaffung für die DDR bei. Die Firma war der KoKo-Hauptabteilung I zugeordnet. Sitz des Betriebs war in 7264 Wermsdorf bei Leipzig, Grüner Weg 4a.
Im Inland war Philatelie Wermsdorf als größter Käufer und Verkäufer von Briefmarken allen Briefmarkensammlern ein Begriff. Zusammenstellungen von postfrischen und gestempelten Briefmarken aus dem In- und Ausland, sowohl sortiert (Sätze, Themen) als auch unsortiert (X Marken gemischt), wurden in Schreibwarenhandlungen, Briefmarkengeschäften, Kaufhäusern und über Versandhandel angeboten. Zugleich wurde aufgekauft, u. a. auch Kiloware ("kurz gerissen"), An- und Verkaufsanzeigen waren in der Zeitschrift Sammler-Express ? und in anderen Zeitungen und Zeitschriften zu finden.
Daneben, vom einheimischen Sammler oft unbemerkt oder nur am Rande registriert, wurden zahlreiche Abnehmer im westlichen Ausland (Einzelhändler, Versandhandel) beliefert, darunter auch mit Objekten aus dem Dritten Reich, die innerhalb der DDR zumindest offiziell nicht gehandelt oder ausgestellt wurden. Damit trug Philatelie Wermsdorf zur Devisenbeschaffung im Rahmen von KoKo bei. Einen Überblick über diese Tätigkeit gibt der Aufsatz The East German Stamp Trade. Communist Businessmen and Nazi Stamps, auf deutsch Der ostdeutsche Briefmarkenhandel - Kommunistische Gechäftsleute und Nazimarken von John Haag (Volltext in Englisch).
Als Besonderheit im Bereich KoKo war nicht die AG BKK für die Sicherung zuständig, sondern die BV Leipzig der Staatssicherheit.
Der Betrieb wurde am 1. September 1962 durch Gert Neumann gegründet, der lange Jahre Geschäftsführer bzw. Generaldirektor blieb. 1972 wurde die Firma in einen VEB umgewandelt.
Im Mai 1985 wurde in der Berliner KoKo-Zentrale ein "Maßnahmeplan" erstellt, der die Unterstellung des VEB Philatelie Wermsdorf unter den Bereich KoKo und die Eingliederung in die Kunst und Antiquitäten GmbH zum Ziel hatte. Am 29. November 1985 fasste der Ministerrat einen entsprechenden Beschluss, der am 1. Januar 1986 wirksam wurde.
Neuer Geschäftsführer wurde Gert Fleege. Er blieb bis nach der Wende in dieser Funktion. Der Betrieb firmierte 1990/91 um in Deutsche Postphilatelie GmbH und wurde dem Bundesministerium für Post und Telekommunikation unterstellt. Fleege wurde am 27. Oktober 1992 fristlos entlassen, nachdem bei ihm wie auch bei seinem früheren 1. Stellvertreter Dr. Peter Fischer (IMS "Paul Müller" der AG BKK) eine MfS-Tätigkeit festgestellt wurde.
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