Mit dem 01.09. 1959 wurde der Lehrplan für die zehnklassige allgemeinbildende Polytechnische Oberschule (POS) eingeführt. Dieser neue Schultyp wurde bis 1964 in der gesamten DDR eingeführt.
In Ausnahmefällen konnte die POS mit dem Abschluß der achten Klasse bzw. nach acht Unterrichtsjahren beendet werden. Dies bedeutete zum Beispiel, dass ein Schüler, der zweimal sitzengeblieben war, die POS nach der sechsten Klassenstufe verließ. In der Regel war der staatliche Druck (durch die Abteilung Volksbildung beim Rat des Kreises ? und durch die SED) auf die Lehrer recht stark: Es sollte möglichst wenig Sitzenbleiber geben. Den Lehrern wurde häufig eine Mitschuld an mangelnden Leistungen eines Schülers gegeben. In der Konsequenz führte dies dazu, dass manche Schüler "mitgeschleift" wurden.
Insbesondere in den ersten Schuljahren wurde Wert auf solidarisches Lernen gelegt: In Lernbrigaden ? und Lernpatenschaft ?en sollten leistungsstarke Schüler den schlechteren Schülern außerhalb der Unterrichtszeit beim Lernen helfen.
Pionierorganisation und Freie Deutsche Jugend (FDJ) hatten eine feste Stellung in der POS. Regelmäßige organisierte Freizeitgestaltung sowie spielerische politische Schulung gehörten zum Programm. In den letzten Unterrichtsjahren (ab der achten Klassenstufe) wurde die politsche Schulung auch im FDJ-Studienjahr ? vermittelt. (Siehe dort)
Militärische Elemente des Unterrichts waren zunächst spielartige Veranstaltungen wie Manöver Schneeflocke ?. Ab 1978 wurde der Wehrkundeunterricht für die neunten und zehnten Klassen eingeführt.
Der Übergang von der POS zur Erweiterten Oberschule (EOS, mit dem Ziel Abitur ?) erfolgte nach Abschluß der achten Klasse, ab 1981 nach Abschluß der zehnten Klasse.
Wurde die POS nach Abschluss der achten Klasse (eine Abschlussprüfung war nicht vorgesehen) verlassen, konnte in einigen (theoretisch weniger anspruchsvollen) Berufen eine Berufsausbildung aufgenommen werden, die Lehrzeit betrug dann allerdings nicht nur die meist üblichen zwei sondern drei Jahre.
Der Abschluß der Polytechnischen Oberschule mit einer Prüfung war die Mittlere Reife, die Zugang zu einer Berufsausbildung (typisch: Facharbeiter ?) ermöglichte. Die Prüfung erfolgte durch eine schriftliche Arbeit in Deutsch, Mathematik, Russisch und einem Fach aus Physik / Chemie / Biologie. Die mündliche Prüfung erfolgte in zwei bis fünf Fächern, die offiziell das Lehrerkollegium auswählte. Hinzu kam eine Sportprüfung.
Die Unterrichtsfächer:
Fach | ab Klasse |
Deutsch | 1 |
Mathematik | 1 |
Musik | 1 |
Sport | 1 |
Schulgarten | 1 - 4 |
Heimatkunde | 1 - 4 |
Werken | 1 - 6 |
Zeichnen | 1 - 9 |
Russisch | 5 |
Biologie | 5 |
Geografie | 5 |
Geschichte | 5 |
Physik | 6 |
Chemie | 7 |
Staatsbürgerkunde ? | 7 |
Wehrerziehung ? | 9 |
Astronomie | 10 |
Polytechnischer Unterricht |
Einführung in die soz. Produktion | 7 |
Technisches Zeichnen | 7 - 8 |
Produktive Arbeit | 7 |
Fakultativer Unterricht |
Nadelarbeit ? | 4 - 5 |
2. Fremdsprache ? | 7 |
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