Die Kampfgruppen der Arbeiterklasse waren eine Freiwilligen-Armee in der DDR. Sie rekrutierte sich aus Werktätigen der Betriebe und stand nicht ständig unter Waffen, war also eine Miliz. Sie sah sich gern in der Tradition des Thälmannschen Rotfrontkämpferbundes und wurde nach den Erfahrungen des 17. Juni 1953, der offiziell als konterrevolutionärer Putsch bezeichnet wurde, im Juni 1954 gegründet.
Die Kampfgruppen hatten eine Stärke von ca. 187.000 Mann. In den 1980er Jahren gab es 39 motorisierte Bataillone, 428 motorisierte Hundertschaften und 2.164 nichtmotorisierte Züge, die teilweise zu Hundertschaften zusammengefaßt waren. Ihre Hauptbewaffung war die Maschinenpistole vom Typ Kalaschnikow und das hauptsächliche Transportmittel - soweit sie nicht motorisiert waren - der LKW. Ein Teil der motorisierten Kampfkräfte war mit dem SPW 152, mit Granatwerfern sowie Panzer- und Luftabwehrmitteln ausgerüstet.
Außerdem gab es Sicherstellungskräfte wie beispielsweise Sanitäter, Kräfte zur Aufklärung radioaktiver Strahlung und andere.
Die Kampfgruppen galten als bewaffnetes Organ der Arbeiterklasse in Betrieben, Landwirtschaft und sonstigen Einrichtungen und standen direkt unter der Führung der SED. Der historisch wichtigste Einsatz war ihre Beteiligung an der Abriegelung der Grenzen zu Westberlin und Westdeutschland ("Mauerbau") am 13. August 1961, zu dem allerdings viele der vom Einsatzstab unter Honecker angeforderten Einheiten nur mit 40 bis 70 Prozent Mannschaftsstärke erschienen.
Der Dienst in den Kampfgruppen war eine mögliche Form des Reservistendienstes nach geleistetem Wehrdienst ? (Teil der Wehrpflicht). Übungen fanden in der Regel einmal monatlich - meist am Wochenende - statt, die Angehörigen trugen im Dienst eine graue Felduniform und leichte Waffen.
Die Kampfgruppenverbände waren in Trupps bzw. Gruppen (kleinste Einheit, etwa eine Geschützbedienung), selbständige Züge, Hundertschaften und Bataillone (als größte Einheit) eingeteilt. Die Dienststellungsabzeichen waren sämtlich schlicht gehalten (Abb.), desgleichen die ganze Uniform: Dies sollte die Gemeinsamkeiten zwischen den Angehörigen der Einheiten unterstreichen, die sich oft als Kollegen aus den Betrieben kannten, und nicht primär eine straffe Hierarchie etablieren. Anfänglich war die "Uniform" ein blauer Overall mit einer am linken Oberarm zu tragenden roten Armbinde, später ein olivgrüner zweiteiliger Kampfanzug, wie er sehr ähnlich auch in der NVA getragen wurde.
|
Abb.: Dienststellungsabzeichen der Kampfgruppen |
Die "Genossen Kämpfer", wie die offizielle Anrede lautete, bekamen nach mindestens 20 Jahren Kampfgruppendienst im Rentenalter eine stattliche Zusatzrente von 100 Mark monatlich.
Innerhalb der RGW-Staaten bestand nur in der DDR, der CSSR und in der VR Ungarn diese Form der Arbeitermilizen.
|