Mitglieder der IFM u.a. Martin Böttger, Bärbel Bohley (später NF) , Werner Fischer, Peter Grimm, Ralf Hirsch,
Gerd Poppe, Ulrike Poppe (später DJ) , Lotte Templin, Wolfgang Templin Ibrahim Böhme (spääter SDP) und Reinhard Weißhuhn
Am 11. März 1989 veröffentlichte sie einen Aufruf zur landesweiten Zusammenarbeit von BürgerInnen.
Dieser 1. Aufruf ist mir leider nicht verfügbar und müßte nachgeliefert werden.
Einen zweiten Aufruf veröffentlichte die IFM am 28.10.1989 als vorläufige Fassung.
Ob es eine endgültige Fassung von diesem Papier überhaupt gab ist mir nicht bekannt.
Tatsache ist, daß diese Friedensguppe sehr schnell in anderen Gruppen aufging (siehe Gründungsmitglieder)
und so sehr schnell an Bedeutung verlor.
Der 2 Aufruf hier:
Selbstverständnis der Initiative Frieden und Menschenrechte (Vorläufige Fassung)
Am 11. März 1989 veröffentlichte die Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM) Berlin einen Aufruf, auf den hin sich am heutigen Tag
Menschen aus allen Teilen der DDR zusammenfanden, um erste Schritte einer künftigen landesweiten Zusammenarbeit zu beraten sowie die dazu
notwendigen Strukturen zu entwickeln.
Die aktuelle Entwicklung in der DDR bestätigt uns in den Aussagen des Aufrufs vom 11.3.89. Inzwischen sind Gruppierungen unterschiedlicher
Struktur und Breite entstanden. Für die IFM bedeutet das gegenüber dem Aufruf vom 11.3. die Ausrichtung auf einen höheren Grad an
inhaltlicher Verbindlichkeit und Profilbestimmung im Spektrum der neugegründeten Initiativen und Vereinigungen.
Der Schwerpunkt unserer Arbeit soll auf der Behandlung von Menschenrechtsfragen in der DDR und im Ausland sowie auf der Diskussion von
Modellen der Rechtsstaatlichkeit und der demokratischen Selbstbestimmung liegen.
Unabhängig von ihrer Mitgliedschaft in Parteien, Organisationen und Vereinigungen, von ihrer Zugehörigkeit zu anderen Bürgerinitiativen und
Basisgruppen, zu Kirchen oder Religionsgemeinschaften, von ihrer sozialen, ethnischen oder nationalen Zuordnung können alle Menschen in der
IFM mitarbeiten, die sich den folgenden zentralen Aussagen verpflichtet fühlen:
1. Frieden und Menschenrechte sind voneinander nicht zu trennen. Sie dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.
2. Die IFM begrüßt alle Vorschläge, die zur Abrüstung und Entmilitarisierung beitragen. Frieden ist nicht durch die Regierenden allein
erreichbar, sondern bedarf der "Entspannung von unten" und der "Einmischung in eigene Angelegenheiten".
3. Innerer und äußerer Frieden gehören zusammen. Deshalb unterstützt die IFM Konzepte der sozialen Verteidigung, der Friedenserziehung, der
"inneren Abrüstung" von Polizei, Sicherheitsapparat und paramilitärischen Strukturen. Sie betont die Notwendigkeit der Einführung eines
zivilen Wehrersatzdienstes im sozialen Bereich und das Recht auf Wehrdienstverweigerung.
4. Die IFM handelt unter Verzicht auf jegliche Gewalt. Sie ermutigt zu Zivilcourage und gewaltfreien Formen des Widerstandes gegen alle
Erscheinungen von Unfrieden und Diskriminierung und gegen die Mißachtung der Menschenrechte.
5. Die IFM wendet sich gegen alle autoritären Strukturen, gegen die Verherrlichung von Gewalt, gegen die Ausgrenzung von Minderheiten. Sie
sieht die Notwendigkeit, sich aktiv mit rassistischen und faschistischen Argumentationen auseinanderzusetzen und deren Wurzeln zu
beseitigen.
6. Die Menschenrechte sind unteilbar. Mit dem Hinweis auf vorhandene soziale Rechte dürfen nicht die politischen Rechte geringgeschätzt
werden - und umgekehrt.
7. Ohne Rechtsstaatlichkeit und politische Gewaltenteilung sind Menschenrechte nicht durchzusetzen. Rechtsstaatlichkeit ist nur erreichbar,
wenn Gleichheit der Bürger vor dem Gesetz besteht, wenn unter öffentlicher Kontrolle formulierte Gesetze eindeutig Kompetenzen festlegen
und willkürliche Entscheidungen ausschließen, wenn unabhängige Instanzen in der Lage sind, Entscheidungen staatlicher Behörden zu
relativieren oder rückgängig zu machen. Die IFM setzt sich für die Veränderung bzw. Aufhebung von Gesetzen und Verordnungen ein, die die
Verwirklichung der politischen und sozialen Rechte behindern. Insbesondere erarbeitet sie Vorstellungen zu Neuformulierungen von Gesetzen
einschließlich der Verfassung, die die politischen und individuellen Rechte und Freiheiten betreffen.
8. Unabhängig von der Garantie dieser Rechte und Freiheiten handelt die IFM auf der Grundlage des Prinzips der Legitimität, was unter
anderem bedeutet, Grundrechte ungeachtet staatlicher Restriktionen wahrzunehmen.
9. Die IFM berücksichtigt den tatsächlich vorhandenen Pluralismus von Meinungen und Interessen. Sie wird stets versuchen, Öffentlichkeit
herzustellen, eine freie und unbehinderte Information und Kommunikation zu erreichen. Ihre Breitschaft zum Dialog erstreckt sich auf alle
gesellschaftlichen Kräfte - innerhalb des eigenen Landes wie auch über Landesgrenzen hinweg.
10. Der Entwicklung von Demokratie steht die Festschreibung der Vormachtstellung einer Klasse, Schicht, Gruppe oder Partei diametral
entgegen. Für die DDR ist die Trennung von Partei, Staat und Gesellschaft notwendig.
11. Die IFM befürwortet dezentrale und selbstverwaltete Strukturen überall in der Gesellschaft. Mitbestimmung und öffentliche Kontrolle
müssen in allen Bereichen garantiert sein, z.B. mittels unabhängiger Gewerkschaften, Interessen - und Betroffenenverbänden.
Parlamentarische Demokratie muß durch direkte Demokratie, z.B. Volksbegehren und Volksentscheide ergänzt werden, wobei die Menschenrechte
nicht zur Disposition stehen.
12. Die Entwicklung der Wirtschaft muß sich unter Wahrung der menschlichen Integrität und der Erhaltung der natürlichen Umwelt vollziehen.
Die IFM tritt für eine ökologisch orientierte Politik ein. Sie richtet sich gegen die unreflektierte Propagierung von Hochtechnologien,
"Wohlstand" und "Wachstum", insbesondere wendet sie sich gegen alle Technologien, die die zukünftigen Generationen und heute schon die
Völker der "Dritten Welt" belasten.
13. Unabhängigkeit und Vielfalt des geistig-kulturellen Lebens sind Grundbestandteile menschlicher Zivilisation. Die IFM hält daher eine
Öffnung auf den Gebieten der Kultur, in der Kunst, der Wissenschaft und der Bildung für dringend geboten. Als besonders wichtiges
Aufgabenfeld sieht sie eine grundsätzliche und seit langem überfällige Reform des Erziehungs- und Bildungswesens an. Den vielfältigen und
komplizierten Problemen der nächsten Jahrzehnte ist nur zu begegnen, wenn jede Generation als eine mündige und sich selbst verantwortliche
einer für sie offenen Zukunft entgegengehen kann.
14. Die volle Durchsetzung der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Rechte, verbindet sich auf besondere Weise mit den Rechten der
Frauen, der Kinder, der Alten und der Behinderten sowie mit den Rechten der in der DDR lebenden Ausländer, der nationalen, ethnischen und
anderen Minderheiten.
15. Die IFM übt Solidarität mit jenen Menschen, deren Rechte verletzt werden und deren Würde mißachtet wird, wo auch immer das geschieht.
Sie wird nach ihren Möglichkeiten darüber informieren und konkret Rechtshilfe anbieten. Sie wird sich um Kontakte und Zusammenarbeit mit
internationalen Menschenrechtsorganisationen bemühen.
16. Die Arbeit der IFM soll der Entwicklung einer demokratischen und selbstbestimmten DDR im Kontext einer gesamteuropäischen friedlichen,
gerechten, sozialen und ökologisch orientierten Ordnung dienen.
Die IFM geht von der Unverletzlichkeit der bestehenden Grenzen aus - mit dem Ziel, sie letztendlich zu überwinden. Nur in dem Maße, wie
dieses Ziel näherrückt, wird eine weitere Annäherung der beiden deutschen Staaten möglich sein.
Berlin, d. 28. Oktober 1989
Die Zeitschrift der IFM, "Grenzfall", erschien mit Unterbrechungen (1988 komplett nicht) ab Juni 1986.
Zur Volkskammerwahl am 18.03.1990 bildeten die IFM, das NF und DJ eine gemeinsame Liste mit dem Namen
[[Wahlbündnis 90: Bürger für Bürger]]
Zur Bundestagswahl am 02.12.1990 ging die Initiative Frieden und Menschenrechte mit dem Neuen
Forum, Demokratie Jetzt, Grüner Liga, Die Grünen (DDR), Unabhängiger Frauenverband, Vereinigte
Linke und Die Grünen (BRD) eine Listenverbindung unter dem Namen.:
Die Grünen/Bündnis 90-BürgerInnenbewegungen ? ein.
1993 verschmolz dieses Wahlbündnis zur gesamtdeutschen Partei Bündnis90/Die Grünen ?
|