Der schwarze Kanal - die letzte Sendung

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"Der Schwarze Kanal" - O-Ton der letzten Sendung (Nr. 1519 vom 30.10. 1989):

"Guten Abend, meine Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Genossinnen und Genossen. Diese Sendung heute wird nach fast 30 Jahren die Kürzeste sein, nämlich die letzte. Eben hat sich nochmal im Vorspann der Bundesadler wie eintausendfünfhundertachzehn mal zuvor auf unsere Fernsehantennen gesetzt, und statt der im Arrangement meines Genossen Martin Hartwig verfremdeten Vorspannmelodie "Von der Maas bis an die Memel" wird dieser großdeutsche Anspruch nur noch auf Staatsakten und in Schulen der BRD und bei der Bundeswehr erklingen. So ernst wie von Männern wie Waigel und Dregger und Damen wie Süßmuth und Wilms gemeint. Will heißen, der Revanchismus bleibt uns erhalten. Der Klassenkampf geht weiter, also auch die aktuelle streitbare Polemik. Der Sozialismus auf deutschem Boden, die Deutsche Demokratische Republik, sie sollen beseitigt werden. Deshalb ist das Vordringliche, Erstrangige, Wichtigste: der Frieden, die friedliche Koexistenz und die Erneuerung des und Kontinuität unseres Vaterlandes, des ersten deutschen Friedensstaates. Kontinuität, das sind Gründung, Existenz, und Leistungen unserer Republik. In wenigen Jahrzehnten - früher sagte man für 40 Jahre: ein Menschenalter plus 10 Jahre, in einem guten Menschenalter also haben wir soziale und politische Ergebnisse erarbeitet und erkämpft, wie noch kein deutscher Staat zuvor. Auf Neuland wohlgemerkt, also auch mit Irrtümern und Fehlern, die jedoch unsere Erfolge nicht ungeschehen machen, nicht verblassen lassen dürfen.

Erneuerung, das bedeutet nicht zurück, sondern vorwärts zu einem besseren, attraktiveren, noch mehr erlebbaren und letztlich siegreichen Sozialismus. Dem muß unsere ganze Kraft gelten. Nichts darf uns dabei behindern, nichts die Politik der Wende beeinträchtigen. Zuviel Gereimtes und Ungereimtes, Geglücktes und Mißglücktes, Richtiges und Falsches müssen in Wort und Tat, im freimütigen Dialog, und in unverzüglichem gemeinsamen Handeln ausgewogen werden. Das erfordert Maß und Geduld, Gründlichkeit und Ehrlichkeit, Eingeständnis und Standhaftigkeit, und viel Vernunft, die verständliche Emotion unter Kontrolle hält. Mein Feld ist die Aussenpolitik im Allgemeinen, die ideologische Klassenauseinandersetzung Sozialismus - Kapitalismus am Beispiel des Fernsehns der BRD im Besonderen. Einige mögen jubeln, wenn ich diese fernseharbeit nunauf andere Weise fortsetze. Nicht, daß ich etwas zu bereuen hätte; der Umgang mit der oft unbequemen Wahrheit ist schwer, aber er befriedigt. In meiner Lebensbeschreibung steht der Satz: Für oder gegen den Menschen, für seine Freiheit, sein Recht sein Leben, oder gegen sie - das ist das Kriterium für mein Freund- und Feindbild.

Aber an anderer Stelle steht auch: Wenn das Sein das Bewußtsein bestimmt, dürfen wir nicht die Umkehrung zulassen: das Sein verstimmt [sic drstrange 2004] das Bewußtsein. Es bedarf also der Kunst, das Richtige richtig und schnell und glaubhaft zu machen. In diesem Sinne werde ich meine Arbeit als Kommunist und Journalist für die einzige Alternative zum unmenschlichen Kapitalismus fortsetzen, als Waffe im Klassenkampf zur Förderung und Verteidigung meines sozialistischen Vaterlandes. Und in diesem Sinne meine lieben Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Genossinnen und Genossen - AUF WIEDERSEHEN."


Ansage: "Liebe Zuschauer, das war also die 1519. Sendung "Der Schwarze Kanal" von und mit Karl Eduard von Schnitzler. Doch nun wollen wir, wie angekündigt, noch einmal auf unseren 20.00 Uhr Film "Der blaue Engel" zurückkommen."






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